Waidmanns Heil, @Community.
Wie oft bekommt man mit Müh und Not eine Waffe, "seine" Waffe, die man schon länger haben möchte und dementsprechend lange danach gesucht hat.
Leider passt dann mal dies oder mal jenes nicht und bei mir ist eigentlich immer die Schaftlänge
Zum Schießtraining musste vor Monaten eine KK Büx her. In Egun bin ich fündig geworden und nachdem es mit dem Behördengang, dem Kauf sowie der Lieferung bestens geklappt hat, habe ich auch schon viele Spaßstunden damit am Schießstand zu gebracht.
Schießen damit, an und für sich, funktionierte prima.. einzig die Haltung die ich dazu einnehmen musste, war eine Katastrophe.
So mancher Ausreisser einer Serie ist einzig und alleine auf die Zwangshaltung der Waffe zurück zu führen.
Es gibt nun mehrere Möglichkeiten, dem entgegen zu wirken. Fraglich ist dabei nur, wie weit man finanziell bereit ist, das Machbare zu tragen.
Maßschäftung kommt somit nicht in Frage!
Da es sich bei meiner kleinen KK Tschechin um kein besonders wertvolles Gewehr handelt, war die Idee einer (semiprofessionellen) Schaftverlängerung schnell geboren.
Einzig die Umsetzung für mich, als Laien, war nicht so ganz klar.
Ich wusste vorab nur, was an Material her musste:
- ausreichend großer Schaftholzklotz (für den Perfektionisten muss die Maserung selbstverständlich jener der Schäftung folgen! Mir war das erst einmal nicht so wichtig.... heute ärgert es mich, dass ich in diesem Punkt zu wenig Geduld hatte
)
- Schleifklotz
- ausreichend Schleifpapier P80, P120, P240, P400, P600
- Schleifvlies (3M) P1000 und feiner (fehlt mir noch)
- Schaftöl
- Holzbohrer Durchmesser 6mm, 10mm (Entsprechend der original Schaftkappenschrauben)
- Bleistift
- Säge
- Holzleim (Hofer´s Bester
)
- Lineal
- Textilklebeband (Schaftschutz im Anlagebereich der Schaftverlängerung)
- Kreppband
- Plastikfolie (zum Abdecken der Waffe gegen feinsten Schleifstaub)
- 2 weiche Tücher zum Auflegen der Waffe während der Schleifarbeiten
Während dessen ist auch die Überlegung gereift, wie ich es am Besten ausführen würde.
Im Grunde genommen ist der "Tathergang" ein einfacher: es gibt nix Gutes, ausser man tut es!
- Man(n) suche sich also einen passenden Holzmuggl (in meinem Fall aus der Brennholzkiste des Schäfters meines Vertrauens)
-Man(n) entferne die Schaftkappe, setze die Waffe mit dem Schaftende auf den Muggl, zeichne rundherum großzügig die Umrisse an und schneide das Überflüssige grob weg. Hierbei unbedingt darauf achten, dass man am Ende alles in einem bestimmten Winkel zuschleifen wird müssen. Also muss unbedingt immer noch genügend Material stehen bleiben!Schnitte in reinem 90° Winkel sind teilweise kontraproduktiv.
- Sodann nehme man das Maß der original Schaftkappenverschraubung, übertrage es auf den Rohling und bohre die nötigen Löcher. Hier zuerst mit 6mm durch den gesamten Klotz (ca. 43mm), danach mit 10mm ca. 35mm tief. Man erhält dadurch im Inneren des Muggl´s einen Sitz für die Befestigungsschrauben.
- Das "Unheil" nimmt seinen weiteren Verlauf darin, dass man sich mit der Bandsäge an die groben Feinheiten heranwagt.
Man beachte dabei bitte aber, dass sich Material keinesfalls "draufsägen" lässt. Was einmal weg ist, ist weg...
- Die "Grobheiten" wären somit abgeschlossen.. es darf weiter gebastelt werden.
Die Auflagefläche der Verlängerung wird, ebenso wie das Schaftende, sauber plan geschliffen, sodann verleime und verschaube man(n) den Holzmuggl mit dem Schaftende. Um die Waffe vor Verschmutzung und Beschädigung zu sichern, klebe man diese vorher sorgfältig ab.
Am Schaftende selbst kommt das stabile Textilklebeband zum Einsatz. Schleifpapier ist, wie wir wissen, äusserst "bissig"
- Nach einigen Tagen der Durchtrocknung des Holzleimes schleift man, mit von der gröbsten Körnung des Schleifpapieres feiner werdend, alles vom Holzmuggl weg, was nicht nach Schaftverlängerung oder persönlicher Vorstellung der Selbigen aussieht. Zum Verlauf der Schaftverlängerung nach hinten empfiehlt es sich, ein Lineal zur Prüfung auf zu legen!
Wenn man sich irgendwann im groben Näherungsbereich seiner Vorstellung befindet, wird das Holz mit Essig benässt. Sodann schleift man nach dem Trocknen die sich dadurch aufstellenden Holzfasern glatt. Ich habe den Holzmuggl 4x mit Essig benässt, dann hatte ich noch ca. 2/10mm Überstand an der Verlängerung zum Schaft. Dies entsprach ziemlich der Textilbandstärke.
Somit kommt ab diesem zeitpunkt das "normale", dünnere, Kreppband in doppelter Lage zur Anwendung.
Hier sei angemerkt, dass die Körnungsstärke des Schleifpapieres nach eigenem Gefühl gewählt werden sollte. Es zählt rein das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und der persönliche Mut.
Es muss jedoch am Ende noch so viel Holzüberstand vorhanden bleiben, um die gröberen Schleifriefen mit feinem Schleifpapier glätten zu können!
Die letzten Zehntel-mm habe ich daher mittels P400 und P600 Schleifpapier "abgezogen"
- an der Schaftkontur angekommen, schleift man mit dem 1000er Vlies das Holz zum Finish. Sodann öle man sein "Kunstwerk" in zeitigen Abständen mehrfach mit (dunklem) Schaftöl.
- In weitere Folgen werde ich das Schaftende noch des Öfteren mit dem 1000er Schleifvlies und Schaftöl schleifen, um einen gewissen Glanzgrad zu erhalten
Das "Problem" bei meiner Waffe in Kombination mit der Schaftverlängerung besteht nun einerseits darin, dass der Schaft dunkel lackiert ist und, zum Anderen, der Holzmuggl somit nicht so recht in´s Bild passen will.
Eine Änderung in den Ursprungszustand der Waffe ist natürlich, mit entsprechendem Aufwand, immer möglich.. keine Frage!
Ob ich das durch ziehe, wird sich weisen wenn ich den nächsten Schießstandbesuch absolviert habe.
Es ließe sich ferner wohl auch noch der komplette Schaft abbeizen und in einem Ölschliff perfektionieren.
Unnötig zu erwähnen, dass natürlich das FZ jetzt auch neu justiert und der Schaftverlänerung angepasst werden muss....
Wer immer sich jetzt als Schaftverlängerer versuchen möchte, ich wünsche viel Erfolg bei allen Bemühungen!