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1

Montag, 16. Juli 2012, 14:59

Kirren oder nicht?

Hab gleich hier einen neuen Thread geantwortet, weil ich dich etwas abschweife:
@Tschurtsch

Absichtlich nicht zu kirren, denke ich wird nicht die Lösung sein, um die Bauern von Schäden zu verschonen. Oft ist es notwendig, Kirrungen an zu legen, um sie von den Feldern und Wiesen ab zu lenken.
Wenn sie im Wald nicht mehr genügend finden, dann werden sie früher oder später die Felder und Wiesen auf suchen. Irgendwann wird es euch sicher nicht erspart bleiben, denn eure Schwarzwildtendez ist stark im steigen und meiner Meinung schon längst bei euch zum Standwild geworden.

Wei hei an dich :)
Ich (wir) denken da etwas anders. Oft wurde, was ich in Deutschland gelesen habe, durch das falsch Kirren im Wald das Wild zu stark an eine Region gebunden. Offensichtlich ist doch auch die Novelle des Jagdgesetzes, die Kirrungen meldepflichtig macht und eine Einschränkung der Anzahl vorschreibt. Ich denke bei uns ist es noch kein Standwild, sondern zieht regelmäßig durch. Das passt auch zu den Berichten umliegender Jagden, wo hier und da eine geschossen wird (aber selten gleichzeitig, also ziehen sie schon regionsweise umher).

Ablenkfütterungen machen nur dort Sinn, wo eine dauerhafte Belastung der Äcker vorliegt. Sonst holt man sich den Feind eher ins Bett, als was dagegen zu tun. Weiters ist die starke Vorlage von Mais ja erwiesenermaßen keine gute Idee gewesen. Die Reproduktionszyklen verkürzen sich, der hohe Stärkeanteil erhöht die Fruchtbarkeit und quasi alle Sauen kommen wohlgenährt über den Winter. Die ursprünglich an Mais nicht interessierte Wildart wurde umgewöhnt, parallel dazu wird Mais im Vergleich zu andren Sorten überproportional angebaut. Leider ein großteils ein hausgemachtes Problem.
Wenn man sich dann noch überlegt, dass bei einer Kirrung diese eig. nicht helfende Maisvorlage genau dann besonders zum Tragen kommt, wenn die Sauen Rauschzeit haben und in der Natur kein Körnderl Mais mehr zu finden ist, ist es meiner Meinung nach falsch sie bei uns extra im Winter zusätzlich zu versorgen. In Gebieten wo das Wild sowieso alle Türen einrennt, mag das anders sein.

Das weitere Problem bei Kirrungen bei uns ist, dass es nur Sinn macht, wenn man regelmäßig sitzt. Wir haben leider zu wenig Zeit dafür und müssen uns mit wenigen reinen Sau-Ansitzen im Jahr zufrieden geben. Abgesehen davon gibt es eine Langzeitstudie, nach der erhöhter Jagddruck auch erhöhten Zuwachs bewirkt. Man wird sehen, was die bessere Methode ist, aber es spricht zumindest bei uns wenig für Kirrungen.

Hier noch ein Auszug aus der Studie (Servanty et alii, Journal of Animal Ecology, 2009), eingedeutscht und verkürzt von der Zentralstelle der Forstverwaltung für Rheinland-Pfalz:

Zitat

Damit läuft die Kirrjagd Gefahr, ein von Natur aus vorgegebenes Nadelöhr, auf das Schwarzwild ansonsten mit geringeren Geburtenraten reagieren müsste, teilweise wieder auszuhebeln. Ein Kilogramm Mais enthält nach Berechnungen von Hohmann et al. (2009) ca. 13 Megajoule (MJ) verdauliche Energie. Unter Annahme der hier kalkulierten 173 kg oder 2.255 MJ verdauliche Energie aus Kirrmais pro 100 ha Waldjagdfläche und Jahr könnten mehrere Frischlingsbachen von 35 kg Gewicht, die einen Ruheenergiebedarf pro Tag von 6 MJ haben, gut leben.
Da gerade bei Frischlingsbachen eine moderate Gewichtszunahme im Herbst oder Frühwinter von 25 kg auf 30 kg die Wahrscheinlichkeit der Geschlechtsreife von 30 % auf 70 % erhöht (Servanty et al. 2009), könnten also solche Energieinputs den natürlichen und notwendigen Einbruch der Fortpflanzung in Fehlmastjahren ausbremsen. Frischlingsbachen bestimmen nämlich aufgrund ihres hohen Anteils in der Population den Gesamtzuwachs entscheidend mit.
Quelle: http://www.wald-rlp.de/fileadmin/website…is_Kirrmais.pdf
Ist nun doch etwas länger geworden, aber so ist meine Ansicht zu dem Thema.

Mich würden nun eure Ansichten interessieren, bitte aber auch dazu schreiben wie die jeweilige "Sauensituation" im Revier ist.

MfG, Tschurtsch.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Tschurtsch« (16. Juli 2012, 15:13)


2

Montag, 16. Juli 2012, 19:26

Da meld ich mich gleich zu Wort :

Tschurtsch ich gebe dir-was eure Situation bezüglich Schwarzwild anbelangt in allen Punkten recht ! Auch die von dir eingebrachte Studie hat was - ist aber nicht überall anwendbar!
Bei uns ist es halt so,daß es sehr viele Schwarzwildkerngebiete gibt,von denen einige allerdings "hausgemacht" sind ! Damit meine ich,daß die echten Kerngebiete in dichten Eichen und Buchenvorkommen zu finden waren,durch den forcierten Maisanbau und in der Folge sich rasch vermehrenden Sauen deren Lebensraum zu eng geworden ist und sie sich dementsprechend rasch ausgebreitet haben. Und daher sind neue "Kerngebiete" entstanden,welche sich auch nicht wieder rückgängig machen lassen.
Selbst wenn in einem Revier einmal weniger Mais angebaut wird - die Sauen haben gelernt sich auch an jeder anderen Feldfrucht ihren Anteil zu holen,mittlerweile sogar an Sonnenblumen !
Bei uns sind vor allem Erbsenfelder,Weizen und Gerste,Triticale und Hafer,sowie die Kartoffeln schwer von der Freßlust der Sauen betroffen. Auch in den Weingärten richten sie große Schäden an - nicht immer durch Frass,meistens aber mit dem Abknicken der Weinstöcke. Dasselbe passiert mit den Sonnenblumen-hier wird weniger aufgenommen als zerstört wird.
Da bei uns noch sehr viel Rinderwirtschaft betrieben wird,gibt es auch dementsprechend viele Wiesen und das Gras für das Rindvieh ist mindestens ebenso wertvoll für den Landwirt wie die Feldfrüchte - mitunter sogar kostbarer !Tauchen jetzt Rotten mit einer Stückzahl zwischen 10 und 30 auf und fallen über eine 3 bis 5 ha Wiese her,dann sieht diese Fläche am nächsten Morgen wie gegrubbert aus und der Zoff mit dem Grundbesitzer ist vorprogrammiert!
Wobei ich allerdings der Meinung bin,daß man gerade den Bruch in der Wiese fast nicht verhindern kann - Sauen die auf tierisches Eiweiß aus sind kann man nicht vertreiben - höchstens verdrängen ! Das versucht natürlich jeder Jagdpächter und am Ende schließt sich der Kreislauf wieder !
Dort wo die Sauen noch nicht Standwild sind wäre eine Kirrung wahrscheinlich fatal,d.h. man würde sie zum Bleiben animieren,in den "Kerngebieten" hast du keine andere Möglichkeit - entweder weg von den Feldern kirren oder zahlen und sich den Unmut der Genossenschaftsjagd auszusetzen.
Es sei aber noch angemerkt,daß selbst bei uns in der Milchreife des Getreides die Maiskirrungen nur schlecht bis gar nicht angenommen werden (wir kirren nur im Wald),eine Ablenkkirrung mit großen Futtervorlagen würde hier m.E. Abhilfe schaffen,das hieße aber wieder,daß an der Ablenkkirrung nicht geschossen werden darf und das mal einem Landwirt der viele Sauen auf einen Haufen sieht-klarzumachen,ist UNMÖGLICH !!
Ich spreche hier von unserem Revier und denen etwa im Umkreis von 80km-die Situation ist überall die Gleiche.
Daß die reinen Waldreviere bei den Sauen selektieren (können) und reife Keiler heranwachsen,wirkt sich bei uns in den Feld-Wald-Wiesenrevieren dann so wie oben beschrieben aus. Die Sauen wandern in den waldmastlosen Jahren in die Feldreviere ab (bis zu 30km in einer Nacht)und bleiben dort bis zur nächsten Eichel-Buchelmast. Wenn diese Waldfruchtmastjahre die Sauen wieder "nach Hause" locken,dann sind bei uns die Schwarzwildschäden in einer vernachlässigbaren Höhe. Auch wenn die Fruchtung der Buchen und Eichen mittlerweile öfter als die berühmten 7 Jahre stattfindet-Mais und Getreide,Rüben und Kartoffeln werden jährlich wieder angebaut - und die Sauen lieben abwechslungsreiches ,hochwertiges Futter !
Hier gilt es also abzuwägen : Will ich die Sauen als jagdliche Bereicherung in meinem Revier und sind sie nur durch Kirren zu halten - und bin ich auch bereit für die Schäden aufzukommen,dann Kirren JA !
Genügt es mir,wenn ich vielleicht alle paar Jahre ein "Schnäppchen" bei den durchwechselnden Sauen mache und ich dafür keine Probleme mit den Grundeignern habe - dann Kirren NEIN !

Wie gesagt,bei uns stellt sich diese Frage nicht,wir sind durch die Auswüchse der Monokulturen dazu gezwungen und speziell dann,wenn die Saaten bis direkt an den Waldrand eingebracht werden - fahrbare Kanzeln in einer großen Zahl und viele "Durchsitzer" sind aber unumgänglich - und das täglich !

Und wie siehts in der stockfinsteren Nacht aus,wo sich die Sauen ja besonders sicher fühlen und der Schaden am größten ist ?:

Wie ihr ja sicher wisst ist es seit einigen Jahren gestattet eine externe Lichtquelle zu verwenden - allein die Sauen wissen was sie erwartet und Kirrplätze wo unter Lichteinwirkung geschossen wird,werden tunlichst gemieden. Hier wird man nicht hinwegkommen sich andere Ausnahmeregelungen einfallen zu lassen-natürlich nur in extrem gefährdeten Gebieten !
Dem Wild eine Chance zu geben ist auch in meinem Sinne und Jagd soll auch Jagd bleiben,die Frage ist nur: Wer sonst als der Jagdpächter sollte durch Überpopulation für die Schäden aufkommen ? Und nachtaktives Wild wieder zu Tagaktivem zu machen wird wohl nicht mehr möglich sein !

Auch wenn ich etwas abgeschweift bin würde mich euer Pro und Kontra zum Thema "KIRREN" interessieren und besonders in den Gebieten wo das Schwarzwild "noch nicht" Standwild ist !

Mit Weidmannsheil
Rudi

3

Montag, 16. Juli 2012, 21:40

Ich wollte dir jetzt mit diesem Post nicht meine besser Wisserei vorlegen, sondern war es eigentlich nur meine Meinung bzw. wie sich sowas in Zukunft entwickeln könnte. Mein Vater hat es ja schon oben sehr, sehr ausführlich geschrieben.
Ich bin mir zu 100% sicher, dass gerade ihr wisst was ihr tut und es seinen Sinn hat.
Früher oder später ist es dann mal soweit, dass sich die Sauen als Standwild einstellen, solange sie reich gedeckten Tisch haben, damit meine ich auch reichlich beschickte Rehfütterungen im Winter. Eine Sau ist auch ein Gewohnheitstier. Wo sie regelmässig zu ässen findet, wirds sie auch immer wieder regelmässig kommen. Die Kirrungen in unseren Revieren sind im Winter täglich beschickt, damit sie auch von den Rehfütterungen so gut als möglich fern bleiben, damit auch die Rehe ihre gewohnte Ässung in der Notzeit bekommen.

Kirren ist natürlich nicht das gelbe vom Ei um die Sauen dauerhaft von Feldern und Fütterungen fern zu halten. Hier hilft nur eine starke Bejagung mit viel Sitzfleisch, das auch natürlich mit viel Zeit verbunden ist. Ich hatte letztes WE wieder ein so ein Erlebnis. Ich hatte leider nur 2 Nächte zur Verfügung um den Sauen nach zu stellen. Ich wurde an ein Haferfeld gesetzt, wo die Sauen die Nacht zuvor gewütete hatten, der Schaden sich jedoch noch in Grenzen hielt. Gegen 21Uhr, also noch im vollen Licht, wechselte eine grosse Rotte Sauen direkt aus dem Wald ins Haferfeld. Mein Blick fiel gleich auf eine starke Sau, die fast zur Hälfte aus dem Feld zu sehen war, die anderen konnte ich nicht sehen, aber hören wie sie laut vor sich hin schmatzten keine 30 oder 40 Meter vor mir. 10 Minuten später sah ich eine zweite etwa gleich grosse und somit war klar, das hier 2 Bachen mit Frischlingen unterwegs waren. Die Büchse blieb auf die beiden stumm. Das ganze Spektakel dauerte bis ca. 23Uhr15. Nur hi und da bekam ich einen Frischling zu sehn. Zu kurz um ihn eine sichere Kugel an zu tragen, der Hafer war einfach zu hoch.

Am nächsten Tag schauten wir wieder am Haferfeld vorbei. Die Sauen hatten in der Zeit wo ich sie vor mir hatte gut 2 drittel vom Feld zerstört. Erlebnisse die einen zu denken geben wo man einfach nix tun kann. Eine Situation, wo die Kirrungg im Wald auch nichts geholfen hatte. Leider :(

Weidmanns heil

David

4

Dienstag, 17. Juli 2012, 10:49

Lieber David, ich wollte dir nur erklären dass bei uns im Moment das kirren nicht unbedingt eine gute Idee wäre. Sollte nicht bös oder blöd gemeint sein, wenn es so rüber gekommen ist entschuldige.

Wie das in 5-10 Jahren aussehen wird, werden wir ja sehen. Da bin ich ganz beim Rudi - sie jetzt mit Kirrungen zu binden wäre falsch, sie später wenn die Bejagung intensiviert werden muss mittels Kirrungen weg vom Feld zu bringen zu versuchen wird wahrscheinlich nötig sein. Auf der anderen Seite ist bei Ablenkfütterungen immer das Problem, dass sie ja doch merken dass sie dort beschossen werden und dann lieber im Feld bleiben. Eine verzwickte Situation.

Ich habe absichtlich nur Bezug auf unser Revier genommen, weil ich weiß, dass ihr in der Problematik schon an einem ganz andren Punkt angelangt seid. Außerdem hab ich ja quasi 0 Erfahrung und versuche mich nur "vorzubilden", damit ich auf ändernde Situationen gut reagieren kann. Wenn ich wüsste, wie man die Sache angeht bräuchte ich hier nicht zu diskutieren. Siehe Titel. ;)

@Rudi: Erstmals Danke auch für deine Ausführung, hab mir erhofft dass speziell du Stellung nimmst. Da sprichst du einige Probleme abseits der Kirrungen an, meiner Meinung nach ist es ja auch ein komplett idiotischer Ansatz der Bauern (bzw. Landwirtschaft/EU dahinter), vor allem den Mais so stark zu forcieren und sich dann zu beschweren. Zahlen muss der Jäger dann zähneknirschend, was großteils nicht mal seine Schuld ist. Ich finde man sollte die Subventionen auf Mais rück schrauben und wieder in eine größere Vielfalt investieren. Mais kann man mindestens genauso zukaufen wie andre Sachen. Da müssten mal die Landesregierungen (oder Bund?) überlegen, wie man das Problem gemeinsam angehen kann - dazu gehört meiner Meinung nach auch ein Stopp der Maisexplosion.

Von Jägerseite wird man auch anders ran gehen müssen, mit revierübergreifenden und gut geplanten Gemeinschaftsaktionen. Und zwar regelmäßig. Würde sich vielleicht mehr auszahlen, als wenn einige eifrige wie Rudi sich die zig Nächte um die Ohren schlagen. Mal sehen was die Jägerschaft bei uns unternimmt, wenn die Sauen Dauergäste werden.

Zum Thema noch etwas: Hab gestern eine Bündelung von Zusammenfassungen wissenschaftlicher Arbeiten über verschiedenste Wildtiere gefunden. Und zwar auf der Seite der Tierärztlichen Hochschule Hannover, die auch in Richtung Wildschwein viel forschen. Dabei ist mir ein Bericht aus Luxenburg aufgefallen, wo der Mageninhalt 894 erlegter Sauen untersucht wurde. Erschreckendes Ergebnis: 50% (!) zugefüttert (davon >45% Mais): index.php?page=Attachment&attachmentID=1472
Leider ist das ganze in Englisch, hier eine Schlussfolgerung der Autoren:

Zitat

The quantity of supplemental food found in the diet of wild boar in our study suggests that this could be a significant factor contributing to the increase in population size, and that supplementary feeding is not, as has sometimes been claimed, an effective way of preventing damage to agricultural crops.
Frei übersetzt:
Die Menge an zusätzlichem Futter in der Nahrung von Wildschweinen in unserer Studie legt nahe, dass das ein bedeutender Faktor beitragend zum Wachstum der Populationsgröße sein könnte. Zusätzliches Füttern ist nicht, wie manchmal behauptet, ein effektiver Weg um Schäden an Feldfrüchten vorzubeugen.

Wie immer ist so eine Studie nur für einen bestimmten Bereich (in diesem Fall Luxenburg) gültig und wahrscheinlich von der subjektiven Meinung der Autoren gefärbt. Dennoch lasst sich festhalten, dass eine große Menge an zusätzlichem Futter in den Mägen gefunden wurde. Und wohlgenährt findet sicher ein größeres Wachstum statt als ohne Vorlage. Auf der anderen Seite kann man argumentieren, dass sie sonst mehr in den Feldern geholt hätten. Ist halt alles nicht so einfach. ;)

Auch wenn ich euch vielleicht schon nerve, hier noch ein abgeschlossenes Forschungsprojekt: Populationsdynamik und Modelling beim Schwarzwild

Zitat

Untersuchungen am IWFo belegen zudem, daß sich die stärkeren, über 32,5 kg schweren und 10 Monate alten Frischlingsbachen unter „normalen Bedingungen fast zu 100 % an der Reproduktion beteiligen (APPELIUS 1995). Unter Beachtung der neuesten Untersuchungsergebnisse am IWFo und Berücksichtigung weiterer Faktoren muss davon ausgegangen werden, dass in durchschnittlichen Jahren mindestens 60 % der weiblichen Frischlingspopulation im Frühjahr tragend sind und sich im Mittel mit 4,25 Frischlingen vermehren. Aus dieser Tatsache resultiert zwangsläufig ein enorm hoher Populationszuwachs. Es ist davon auszugehen, dass unter den heutigen günstigen ökologischen Verhältnissen eine Zuwachsrate von
200 % bis annähernd 300 % vom gesamten Frühjahrsbestand schnell erreicht ist.
Am Ende findet man ein paar Publikationen in Jagdzeitschriften, generell wird die Meinung vertreten, dass ein hoher Frischlingsabschuss die wichtigste Maßnahme ist um die Vermehrung zu kontrollieren.


MfG, Tschurtsch.

5

Dienstag, 17. Juli 2012, 14:45

Zitat

Lieber David, ich wollte dir nur erklären dass bei uns im Moment das
kirren nicht unbedingt eine gute Idee wäre. Sollte nicht bös oder blöd
gemeint sein, wenn es so rüber gekommen ist entschuldige.

Gibt nix zu entschuldigen Georg, dachte eher, dass du dich von mir auf den Schlipps getretten fühlst *bigsmiletwo kennst mich ja, weisst wie ich bin ;)
Zurück zum Thema : Wie es in 5 oder in 10 Jahren in der Steiermark aussehen wird, das kann man sich jetzt schon ausmalen, wenn man bedenkt wo die Sauen bereits überall Standwild sind, wo es sie zuvor überhaupt nicht gab.
Viele Jäger sind auch mit so einer Situation überfordert, hatten sie doch noch nie zuvor mit Schwarzwild zu tun. Das Schwarzwild ist ja auch bereits in der Steiermark auf über 1000m Seehöhe an zu treffen. Wie blöd muss ein Jäger schauen, der auf Gams sitzt und plötzlich aber die Sauen einmaschieren *bigsmiletwo
Von den schwersten Schwarzwildschäden in der Steiermark, habe ich gehört, das es auf der Teichalm am schlimmsten war bzw. ist. Sämtliche Bergwiesen und umliegende Felder wurden von den Sauen beschädigt. Am Reinischkogel sollen ebenfalls regelmässig Sauen erlegt worden sein. Bruck an der Mur, Karpfenberg ;) dort ist es ebenfalls schon ziemlich schlimm mit dem Schwarzwildvorkommen. Und wenn sich die Sauen schon in höhere lagen begeben, dann werden auch Drückjagden gar nicht mehr so einfach werden, wenn das Gelände schwer bis gar nicht begehbar ist.

Ich habe in Google ein bischen geforscht und es ist gar nicht so ungewöhnlich, das Sauen in höheren lagen leben. In Frankreich oder Türkei ist es ganz normal, das Sauen auf über 1500m geschossen werden. Eine Sau ist sehr, sehr anpassungsfähig. In Berlin leben sie sogar in der Stadt zwischen den Plattenbauten, durchwühlen Mülltonnen, Gärten usw... Eigendlich sind sie da, wo es genug zu Finden gibt, gibts nix mehr oder ist der Jagddruck zu hoch, dann ziehen sie eben weiter oder man könnte auch sagen, wir verdrängen sie ins nächste Gebiet.

Zitat

Am Ende findet man ein paar Publikationen in Jagdzeitschriften, generell
wird die Meinung vertreten, dass ein hoher Frischlingsabschuss die
wichtigste Maßnahme ist um die Vermehrung zu kontrollieren.

Eine Zeit lang war man ja auch der Meinung, das inne habende Bachen erlegt werden sollten um Wildschäden oder Überpopulation vor zu beugen. Aber dies wäre für mich ein zu agressives Eingreifen, das mit Dezimirung nix mehr zu tun hat.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »David« (17. Juli 2012, 14:51)


Arnstein

Mitglied auf eigenen Wunsch ausgeschieden

6

Mittwoch, 18. Juli 2012, 09:12

Zitat

Eine Zeit lang war man ja auch der Meinung, das inne habende Bachen erlegt werden sollten um Wildschäden oder Überpopulation vor zu beugen. Aber dies wäre für mich ein zu agressives Eingreifen, das mit Dezimirung nix mehr zu tun hat.


Hallo,
ich jage in einem reinem Waldrevier, bei uns wird der Schwarzwildabschuss zu 80% bis 90% in der Frischlings und Überläuferklasse erledigt, leider wird in den angrenzenden Genossenschaftsjagden zu jeder Jahreszeit nur auf das stärkste Stück geschossen das auf die Kirrung kommt mit all den Folgen daraus, der Abschuss von innehabende Bachen in den angrenzenden Genossenschaftsjagden ist daher für uns das kleinste Übel.

P.S.: wichtig ist nur das einige €ros in die Jagdkasse kommen.

7

Mittwoch, 18. Juli 2012, 20:50

Hallo,
ich jage in einem reinem Waldrevier, bei uns wird der Schwarzwildabschuss zu 80% bis 90% in der Frischlings und Überläuferklasse erledigt, leider wird in den angrenzenden Genossenschaftsjagden zu jeder Jahreszeit nur auf das stärkste Stück geschossen das auf die Kirrung kommt mit all den Folgen daraus, der Abschuss von innehabende Bachen in den angrenzenden Genossenschaftsjagden ist daher für uns das kleinste Übel.

P.S.: wichtig ist nur das einige €ros in die Jagdkasse kommen.

Hallo

Ich bin zb. aus so einen angrenzenden Genossenschaftsjagdrevier. Ich beschieße immer eines der kleineren Stücke.

1. Sind besser zu vermarkten

2. Bergung einfacher

3.Kannst da am wenigsten falsch machen.

So wie du schreibst das immer nur die stärksten Stücke beschossen werden kann ich nicht bestädigen. Nur haben wir hier mehr druck (von den Bauern) als du. Du kannst es dir erlauben im Wald eine Rotte unbeschossen ziehen zu lassen wenn du willst. Erklär mal einen Bauern das du das Schwarzwild bejagst obwohl du das ganze Jahr noch kein Stück geschossen hast.

Bei uns ist es so ,daß in dem Wald an dem wir angrenzen die Kanzeln verpachtet sind und die Jäger begrenzten Abschuss haben. Vor einer Riegeljagd dürfen sie eine gewisse Zeit gar nicht Jagen. Und dann kann es schon passieren das du Nachts am Kukuruz sitzt und eine Rotte mit 30 Stück einwechselt. Da kannst dann zahlen. Vor ein paar jahren haben wir in einen Elektrozaun investiert dadurch ist es wesentlich besser geworden, aber der kostet natürlich auch etwas.

Und jetzt fragst du dich warum es wichtig is das Geld in die Jagdkassa kommt.

Ehlich gesagt wärs mir auch lieber in nem Waldrevier zu jagen. Da würd ich das Wort Wildschaden (vom Schwarzwild) wahrscheinlich gar nicht kennen.


Wmh nickback

Arnstein

Mitglied auf eigenen Wunsch ausgeschieden

8

Donnerstag, 19. Juli 2012, 08:13

Hallo,
ich jage in einem reinem Waldrevier, bei uns wird der Schwarzwildabschuss zu 80% bis 90% in der Frischlings und Überläuferklasse erledigt, leider wird in den angrenzenden Genossenschaftsjagden zu jeder Jahreszeit nur auf das stärkste Stück geschossen das auf die Kirrung kommt mit all den Folgen daraus, der Abschuss von innehabende Bachen in den angrenzenden Genossenschaftsjagden ist daher für uns das kleinste Übel.

P.S.: wichtig ist nur das einige €ros in die Jagdkasse kommen.

Hallo

Ich bin zb. aus so einen angrenzenden Genossenschaftsjagdrevier. Ich beschieße immer eines der kleineren Stücke.

1. Sind besser zu vermarkten

2. Bergung einfacher

3.Kannst da am wenigsten falsch machen.

So wie du schreibst das immer nur die stärksten Stücke beschossen werden kann ich nicht bestädigen. Nur haben wir hier mehr druck (von den Bauern) als du. Du kannst es dir erlauben im Wald eine Rotte unbeschossen ziehen zu lassen wenn du willst. Erklär mal einen Bauern das du das Schwarzwild bejagst obwohl du das ganze Jahr noch kein Stück geschossen hast.

Bei uns ist es so ,daß in dem Wald an dem wir angrenzen die Kanzeln verpachtet sind und die Jäger begrenzten Abschuss haben. Vor einer Riegeljagd dürfen sie eine gewisse Zeit gar nicht Jagen. Und dann kann es schon passieren das du Nachts am Kukuruz sitzt und eine Rotte mit 30 Stück einwechselt. Da kannst dann zahlen. Vor ein paar jahren haben wir in einen Elektrozaun investiert dadurch ist es wesentlich besser geworden, aber der kostet natürlich auch etwas.

Und jetzt fragst du dich warum es wichtig is das Geld in die Jagdkassa kommt. Ehlich gesagt wärs mir auch lieber in nem Waldrevier zu jagen. Da würd ich das Wort Wildschaden (vom Schwarzwild) wahrscheinlich gar nicht kennen.


Wmh nickback


Hallo,
1.)Zuerst wird das Schwarzwild auf Teufel komm raus angekirrt
2.) dann kommt der Wildschaden
3.) dann wird auf Teufel komm raus Geschossen (ich vermeide das Wort Jagd bewusst) und immer auf das stärkste Stück, das sind aber immer die Bachen und Schonzeit gibt es da keine, in weiterer Folge laufendann bei uns die Frischlinge alleine herum und das in jeder Größenordnung, die Bauernjäger verantworten sich damit das die Frischlinge ja noch so klein sind und die Starken Stücke wenigstens etwas Geld in die Jagdkasse bringen.

9

Donnerstag, 19. Juli 2012, 18:52


Hallo,
1.)Zuerst wird das Schwarzwild auf Teufel komm raus angekirrt
2.) dann kommt der Wildschaden
3.) dann wird auf Teufel komm raus Geschossen (ich vermeide das Wort Jagd bewusst) und immer auf das stärkste Stück, das sind aber immer die Bachen und Schonzeit gibt es da keine, in weiterer Folge laufendann bei uns die Frischlinge alleine herum und das in jeder Größenordnung, die Bauernjäger verantworten sich damit das die Frischlinge ja noch so klein sind und die Starken Stücke wenigstens etwas Geld in die Jagdkasse bringen.

:(

Also das kann ich nicht bestätigen. Das klingt ja schon ganz arg wie du das schreibst. :huh:

Aber dir könnte es ja egal sein, denn ändern kannst sowieso nix und du hast weder einen Nachteil noch einen Vorteil. Wobei ich sagen könnte das du sogar einen Vorteil hast denn wenn Rotten ohne Bachen umherziehen werden die weniger vorsichtig sein. Das heißt aber jetzt nicht das ich die Situation bei dir gut finde. Aber kannst was ändern????? ?(

An den Wald an dem ich angrenze habe die auch vor Jahren ( Riegeljagden machen sie zwar mehrmals aber ich erwähne jetzt den als bsp.) eine Riegeljagd veranstaltet im Jänner und da is nix an Schwarzwild geschont worden. Da sind auch mehrere Bachen auf der Strecke gelegen. Die Gesamtstrecke betrug weit über 100 Stück. Kann ich auch nix dagegen machen. Kann ich auch nur so hinnehmen.

Aber das was ich machen kann ist , daß ich hier meinen Standpunkt vertrete und nicht alle in einen Topf werfe und schreibe die im Wald oder die draussen sind alle schlecht. 8o

Wmh nickback

10

Donnerstag, 19. Juli 2012, 19:00

Was ich vergessen habe.

Wir haben eine Schwarzwild- Jahresstrecke von durchschnittlich max. 5 Stück.

Also so gravieren greifen wir ja da eh nicht ein.

Aber trotzdem bin ich einer von denen da draussen. :thumbup:

Arnstein

Mitglied auf eigenen Wunsch ausgeschieden

11

Donnerstag, 19. Juli 2012, 22:57

Was ich vergessen habe.

Wir haben eine Schwarzwild- Jahresstrecke von durchschnittlich max. 5 Stück.

Also so gravieren greifen wir ja da eh nicht ein.

Aber trotzdem bin ich einer von denen da draussen. :thumbup:

Hallo,
ich war vorher auch einer von draußen, mir wäre aber nie eingefallen eine Führende Bache in der Schonzeit zu "Daschiasn"
Ich bin auch Trichinenuntersucher und war in der Genossenschaftsjagd als Jagdaufseher vereidigt, ich sagte klipp und klar wenn eine Führende Bache in der Wildkammer hängt mache ich bei der BH die Anzeige, der Erfolg war der das die Milchleisten weggeschärft wurden.

P.S.: seit ich Das Revier gewechselt habe braucht die Genossenschaftsjagd keine Trichinenuntersuchung mehr.

12

Donnerstag, 19. Juli 2012, 23:46

Langsam aber doch kommen wir vom Thema ab. *offtopic
Also BITTE "Kirren oder nicht??"
Weidmannsheil

Rocces


Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten. :D :D
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