Liebe Freunde!
Die Hirschbrunft wird heuer bei uns im Revier leider aus vielen Gründen sträflich vernachlässigt. Aber für gestern hatten wir uns kurzfristig vorgenommen, einen Abend im Revier zu verbringen. Übrig geblieben sind am Ende leider nur unser Aufsichtsjäger und ich, und ich kann euch sagen: Es ist Hochbrunft :-))
Kaum auf der Wildwiese angekommen zeigte sich ein Schmalspießer. Rundherum ein Orgelkonzert der Sonderklasse, Röhren, Trenzen Gurgeln einmal vom Berg, dann wieder von einem Graben nebenbei, einmal nah, einmal entfernt. Und gegen 18.30 zeigte sich auf der Lichtung auch Kahlwild. Fünf Stück zogen nacheinander aus. Die Spannung stieg: Es war nicht damit zu rechnen, dass in der Hochbrunft ausgerechnet dieses Kahlwildrudel allein bleiben würde ;-).
Und tatsächlich: Etwa fünf Minuten nach dem Kahlwild zog ein Hirsch auf die Fläche - wir waren fast ein wenig enttäuscht: der Hirsch war vom zweiten Kopf, brave aber recht dünne Stangen. Auf der rechten Seite ein ganz kurzer Eissproß, kurz ein ungerader Achter, wie man ihn als "passenden" IIIer aufzeichnen könnte...
Offenbar hatte dieser Hirsch die Gunst der Stunde genutzt und sich zum Kahlwild gestellt - denn jeder Brunfthirsch in der Nähe hätte ihn sofort vom Rudel gesprengt.
Als wir so auf den Platzhirsch warteten reifte ein Gedanke: es war der 18. September, wir hatten heuer "nur" zwei IIIer auf dem Abschussplan und noch keinen erlegt. Bei uns werden die Hirsche ab Mitte Oktober "hoamlich". Sie zeigen sich recht spät und sind dann sehr schwer anzusprechen und zu erlegen. Der Aufsichtsjager sagte nach kurzer Diskussion: "Wenn ma so an passenden Hirsch suachn, laffn ma vielleicht bald wochenlang durch den Wald und finden ihn nit. Nemm' man."
Er hatte recht: den zweiten IIIer zu erwischen wird vielleicht gar nicht so eine leichte Übung sein. Warum sollten wir nicht nehmen, was Diana uns heute auf dem Silbertablett serviert. - Manchmal geht halt 's Jagern leicht und manchmal is hart...
Ich nahm meine 9,3x62 und richtete mich ein. Der Aufsichtsjager hielt sich die Ohrwascheln zu und dann hieß es nur mehr Nerven bewahren, bis der Hirsch aus dem Rudel kam. Plötzlich warf er auf und war mit zwei Sätzen im Waldsaum, aber Gott sei Dank lässt den schwächsten Hirsch die Brunft nicht kalt. Er trieb ein Tier ein paar Schritte in die Wiese hinein - ausreichend für mich, um dem jetzt breitstehenden Hirsch die Kugel anzutragen.
Der Hirsch blieb im Feuer, das Kahlwild stob in alle Richtungen davon. Und wir verhielten uns ganz ruhig... Nach dem Abbaumen gingen wir nicht hinauf zum Hirsch sondern zum Auto und umfuhren die Wildwiese großräumig. Unser Ziel war es, den Platz jetzt weiter so wenig wie möglich zu beunruhigen - das geht an solchen Tagen leider vor. Daher zogen wir den Hirsch nicht quer über die Wiese zu uns herunter sondern nutzten die Gelegenheit um den langen Weg aber dafür direkt "von oben" mit dem Auto zum Hirsch zu kommen. Das Bergen war eine Angelegenheit von einer MInute: Aussteigen, wortlos Bruch überreichen und umarmen und freuen und dann den Hirsch auf die Laderampe ziehen und wieder abdampfen :-)).
An der Hütte angekommen konnten wir unserer Freude freien Lauf lassen - einen passenden IIIer hatte uns der Abend geschenkt und nach dem Versorgen ließen wir ihn ausklingen mit einem herrlichen Bier vor der Hütte, und dem Röhren der Hirsche von nah und fern.